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Das Jubiläums-Rätsel ist zu Ende. Wir bedanken uns für eure Teilnahme und hoffen, ihr hattet ganz viel Spass beim Lösen des Falles. Hier könnt ihr nochmals die gesamte Geschichte (neu mit Auflösung) nachlesen.


Kapitel 1


Conan gähnte. An einem Montag war nun wirklich nichts Gutes dran. Während er sich streckte, schlurfte er ins Badezimmer und stellte seinen Zahnputzbecher unter den Wasserhahn. Ein kurzer Blick in den Spiegel und ein verstrubbeltes Etwas schaute ihm entgegen. Blind tastete er nach der Zahnpaste, während er sich im Spiegel musterte. Mit langsamen Bewegungen putzt er sich die Zähne, als Ran plötzlich im Türrahmen stand. „Beeil dich, Faulpelz! Paps hat einen Anruf erhalten; er muss zu einem Tatort.“ Verwundert schaute Conan Ran an, während die Zahnpaste im ganzen Mund schäumte. „Wappf?“, fragte er dumpf mit der Bürste im Mund und verschluckte sich beinahe. Schnell drehte er sich um und spuckte aus, als Ran hinter ihm wieder das Reden anfing: „Er hat uns doch versprochen, heute mit uns einen Ausflug zu machen, da jetzt Sommerferien sind! Wir sollten doch ins Tropical Land! Deswegen muss er schnell den Fall aufklären, damit wir noch etwas vom Tag haben!“ Sie krempelte ihren einen Ärmel hoch und machte eine siegessichere Pose. „Los, auf geht’s, Conan!“

Hinfahrt zum Tatort

Sie betraten das luxuriöse Anwesen des Verstorbenen. Am Hauseingang empfing sie Inspektor Takagi: „Guten Morgen, Herr Mori“, begrüsste er. „Ah, Ran und Conan, ihr seid auch dabei“, meinte Takagi freundlich und beugte sich etwas zu Conan hinunter. „Klar, sie lassen mich gar nicht mehr aus den Augen“, murmelte Kogoro böse mit einer Zigarette im Mund. Conan lachte leise und Ran strahlte übers ganze Gesicht. „Tropical Land, wir kommen!“

Sie folgten Takagi in das Innere des wirklich großen Hauses. Innen war es eingerichtet mit dunklen Möbeln, die sehr antik und sehr wertvoll aussahen. „Wow, der Herr des Hauses muss ja wirklich ganz schön Kohle haben!“, pfiff Kogoro durch die Zähne, während er sich umschaute. „Sie meinen wohl eher ‚hatte‘, werter Kollege“, wies Kommissar Megure ihn hin. Die kleine Truppe stand vor dem Arbeitszimmer, in dem Megure stand und sie anblickte. Im Hintergrund liefen ein paar Polizisten von der Spurensicherung herum und gingen ihrer Arbeit nach. Conan konnte nur einen kurzen Blick auf die Leiche erhaschen. Er sah viel Blut um den Kopf der Leiche, die auf dem Rücken lag. Dann schoben sich wieder ein Paar Beine in sein Blickfeld und seine Sicht war verdeckt. Conan hörte nur mit halbem Ohr zu, während er den Raum so genau es ging inspizierte. Auch hier wirkte die komplette Einrichtung sehr edel: Ein schwer anmutender Schreibtisch dominierte im Raum, der klassische Bürosessel in Vollleder stand daneben. Conan erkannte einige Bilder an der Wand; das Motiv überraschte ihn ein wenig, da es sich um Kopien der verschiedenen Sonnenblumen von van Gogh handelte. „Und wie wollen Sie nun weiterverfahren, werter Kollege?“, fragte Kommissar Megure Kogoro. „Hmm.“ Dieser grübelte und kratzte sich am Kinn. Ran schaute ihren Vater mit grossen Augen an und platzte dann mittenrein: „Ganz klar, wir müssen die Tatverdächtigen befragen!“ Megure blickte erstaunt, da ihn der plötzliche Tatendrang der jungen Frau verwunderte. „Mausebein? Das ist eine wunderbare Idee!“, meinte Kogoro und schlug mit der einen Faust auf seine Handfläche. Conan lächelte schwach und schloss sich dann Kogoro an.


Kapitel 2


Conan beobachtete die Verdächtigen genau. Doch bei einem blieb er hängen. Dem Sohn.
An seinem Verhalten, das Verlagern des Gewichts von einem Fuß zum anderen, war ein Zeichen von Nervosität. Aber noch ein viel größeres Zeichen für Misstrauen war das blau-violette Auge, was unter der Sonnenbrille den anderen verborgen blieb. Die rechte Augenhöhle und den umliegenden Bereich des Gesichts nahm die Farbe ein. Unschön und wahrscheinlich auch schmerzhaft.
Mit einer kindlichen Einstellung tippelte er auf den Sohn namens Kazuyo Yamazaki zu und zog an seinem Shirt. Darauf stolperte der Sohn ein klein wenig zur Seite, konnte sich aber halten. Conan nahm ihn derweil einfach so die Brille von der Nase.
"Das ist aber eine coole Brille, darf ich sie auch mal aufsetzen?", sagte er, setzte sie auf und ging damit durch den Raum.
"Hey, gib mir die Brille wieder!", rief er Conan hinterher, was Takagi aufhorchen ließ.
"Herr Yamazaki? Sehe ich nicht richtig oder haben Sie ein blaues Auge?"
Der Sohn verdeckte sein Auge noch kurz, doch dann nahm er seine Hand hinunter. "Ja, es ist ein blaues Auge", sagte er und setzte direkt nach. "Aber nur, weil ich ein blaues Auge habe, habe ich meinen Vater nicht umgebracht, wenn Sie das damit behaupten wollen!"
"Na, na, wer will hier denn so voreilig sein", sagte Megure und sah sich das Auge kurz genauer an. "Darf ich erfahren, wo Sie das Auge herhaben? Und dann noch, wo Sie gestern um die Tatzeit waren."
Kogoro zuckte die Wimper. "Aber, werter Herr Kollege, das ist doch auf einen Blick erkennbar. Er hat sich mit seinem Vater gestritten, da hat ihm das Opfer ein Veilchen verpasst und dafür hat er ihn umgebracht! Wo hätte er sonst so ein Ding bekommen!" Kogoro streckte die Brust raus, doch Megure machte ihm einen Strich durch die Rechnung.
"Und welches Motiv hätte er dann?"
Kogoro blinzelte. "Oh, ach ja. Da war ja noch was." Er kratzte sich am Kopf und atmete gepresst aus.
"Ich würde meinen Vater doch nie umbringen, weil er mir ein blaues Auge verpassen würde!" Er schüttelte den Kopf. "Ich war gestern mit meinen Kumpels bei einem Fußballspiel. Unser Lieblingsverein hat gegen Tokio gespielt und da ich nun mal in Osaka Architektur studiert habe, ist mir die Fußballmannschaft dort sehr ans Herz gewachsen. Es gab eine Schlägerei und ich habe ein Veilchen kassiert."
"Das Fußballspiel also... War das kurz nach der 78. Minute, als Akagi noch das ein Tor reinbekam, bevor Osaka nur noch auf Verteidung ging?", fragte Takagi und der Sohn nickte.
"Ja, ich habe mir gerade ein zweites Bier bestellt, habe die Kellnerin noch angesehen, da fiel auf einmal ein Tor für Tokio. Natürlich waren die Osaka-Fans ziemlich fassungslos und es gab dann Stänkereien. Ich bin auch dazwischengegangen und lag dann schon am Boden."
"Alles schön und gut, was Sie uns hier erzählen, aber ohne ein bestätigtes Alibi sind Sie hier der Hauptverdächtige", sagte Kogoro und fühlte sich siegessicher. "Deine Märchen kannst du im Knast erzählen."
Der Sohn brauste auf.
"Ich war mit meinem besten Kumpel dort, der kann Ihnen das bestätigen!"
"Wir beruhigen uns erst einmal und Sie geben mir die Nummer. Sobald Ihr Alibi bestätigt ist, haben Sie erst einmal nichts zu befürchten."
"Gut, alles klar."


Kapitel 3


Die nächste Verdächtige stellte sich als Kisara Yamazaki, die Schwester des Opfers, vor. Takagi fragte sie, was sie zum Tatzeitpunkt getan hatte und wo sie war. „Ich war am Bishamon-do-Tempel. Er ist gar nicht weit von hier am Notoro-See. Meine Arbeit als Köchin ist sehr stressig und in meiner Freizeit gehe ich gerne dort spazieren, um mich zu entspannen.“ Ran sah sie überrascht an: „Wow, das ist doch dieser berühmte Tempel, der im Herbst besonders schön sein soll! Ich habe letztens in einem Magazin darüber gelesen und würde auch gerne mal dorthin.“ Kogoro sah Kisara Yamazaki prüfend an: „Können Sie Ihre Geschichte denn beweisen?“ Sie schaute etwas irritiert, holte dann aber ein Handy aus ihrer Handtasche: „Ähm, ja. Ich habe ein Foto von mir vor dem Tempel gemacht, sehen sie?“ Sie hielt Kogoro das Handy hin. Conan stellte sich auf die Zehenspitzen und linste auf das Display. Dort war Kisara Yamazaki zu sehen, wie sie vor dem Tempel stand, ein Peace-Zeichen machte und in die Kamera lächelte. Die Sonnenstrahlen schienen in ihr Gesicht und leuchteten den Hintergrund sanft aus. Conan hörte Ran seufzen. „So schön!“ Er verdrehte bei so viel Kitsch jedoch nur die Augen.


Kapitel 4


Die nächste Verdächtige war Yuno Yamazaki, 48 Jahre alt, die Ehefrau des Opfers.
Conan bat Frau Yamazaki sich vorzustellen und ihr Alibi zu nennen.
"Mein Name ist Yuno Yamazaki. Ich bin die Ehefrau von Herrn Yamazaki. Ich war am Sonntagabend nicht hier, als mein Mann ermordet wurde. Ich war mit meiner Freundin in der Stadt. Sie kommt aus Kyoto und ich wollte ihr die Stadt zeigen, da sie nur wenige Male beruflich in Tokio war und ansonsten sich hier nie wirklich umgeschaut hat. Wir waren shoppen, dann haben wir Sushi gegessen", sie überlegte kurz bevor sie ihre Aufzählung fortfuhr. "Wir waren auf dem Tokio-Tower und noch in ein paar anderen Läden, wo ich zum Beispiel dieses Kleid gekauft habe!" Sie zeigte an sich herunter auf ihr blau-grünes Kleid mit einem Blumenmuster.
Kogoro fing an zu grinsen und wippte mit den Augenbrauen. "Sie, meine Hübsche, brauchen sich keine Sorgen zu machen. Wem so ein Kleid wundervoll steht, kann nicht schuldig sein, einen Mord begangen zu haben."
Kogoro machte Frau Yamazaki hübsche Augen, da spürte er plötzlich einen Schmerz. Ran hatte ihn mit einer Kopfnuss aus den Wolken geholt.
"Aber Paps, Mama sieht in ihren Kleidern noch viel schöner aus!"
Frau Yamazaki gab nur ein müdes Lächeln von sich und drehte sich dann zum Inspektor. Conan seufzte.
"Den ganzen Tag haben wir miteinander verbracht. Sie ist zwar leider schon heute Morgen zurückgefahren, doch ich habe ihre Nummer. Sie können sie gerne fragen, wenn Sie mir nicht glauben!"
"Frau Yamazaki, wir können jetzt noch nichts sagen. Es wäre gut, wenn Sie uns die Nummer ihrer Freundin geben können, damit wir Ihr Alibi prüfen können."
"Alles klar."


Kapitel 5


Conan beobachtete, wie die Polizisten von der Spurensicherung gerade zwei Gegenstände in Plastik-Beutel packten. Schnell lief er näher und wich dabei geschickt den Beinen aller Umstehenden aus. Aus der Nähe erkannte er, dass der erste Gegenstand ein leerer Aschenbecher und der zweite eine Miniatur-Büste des Malers Sesshu war. An beiden Gegenständen klebte dunkelrotes Blut. Die Polizisten packten die Tüten in eine graue Tasche und Conan überlegte, was es damit auf sich haben könnte. Plötzlich fiel sein Blick auf ein Häufchen Asche unter dem Schreibtisch und als er näher ging, fiel ihm auch ein Zigarettenstummel daneben auf. Scheinbar war das noch niemandem aufgefallen. "Merkwürdig. Wie war das dort überhaupt hingekommen?", grübelte Conan. "Moment, könnte es vielleicht sein dass…" Conan flitzte zurück zur Leiche und tatsächlich: In der Blutlache auf dem Boden sah man klar einen Abdruck, der wie die Büste geformt war. Jetzt war Conan alles klar.


Kapitel 6


Conan überlegte, warum überhaupt Herr Yamazaki umgebracht worden war. Wenn alle drei Verdächtigen dazu ein Motiv hätten, würde das schon einleuchtender sein. Doch momentan kam er nicht weiter. Er brauchte einen Plan.
Conan ging im Zimmer ein wenig umher und suchte nach Hinweisen. Leider deutete nicht sehr viel auf ein Motiv hin. Es musste irgendetwas geben, das ihm einen Hinweis geben könnte.
Als Conan sich hinkniete, um unter den massiven Schreibtisch zu schauen, fiel ihm unter dem gegenüberliegenden Schrank etwas auf. Er ging auf den Schrank zu, schob sich an einem Polizisten vorbei und holte mit einem Taschentuch vorsichtig das Foto, als welches er es nun erkannte, hervor.
Es sah sich das Bild genau an und überlegte kurz. Das Foto war zur Hälfte verbrannt. Nur noch ein Teil des Fotos war gut zu erkennen.
"Das Gesicht einer Frau. Aber wer könnte das sein?", grübelte Conan. Er sah auf. "Frau Yamazaki ist es nicht. Die Schwester hat ein zu markantes Gesicht dafür... Hm..."
"Sieh mal, Onkel, ich habe etwas gefunden!", rief Conan und lief zu Kogoro. Dieser riss ihm das Foto direkt aus der Hand.
"Ein Foto. Mit einer jungen Frau... Und es ist halb verbrannt..." Kogoro dreht sich zu Frau Yamazaki um und hielt das Bild hoch. "Kennen Sie diese Frau, Frau Yamazaki?"
Frau Yamazaki war kurz geschockt, was Conan nicht entging.
Kurz stockte Frau Yamazaki: "Ja, ich kenne diese Frau. Sie war..." Sie machte eine kurze Pause. "...die Geliebte meines Mannes."
Inspektor Takagi, Kommissar Megure und Kogoro starrten Frau Yamazaki an. Nun war sie ganz klar die Hauptverdächtige!
"Die Frau hatte vor etlichen Jahren eine Affäre mit meinem Mann gehabt." Frau Yamazakis Stimme veränderte sich. Sie wurde ein wenig hasserfüllt. "Doch er hat mir alles gebeichtet und bat mich um Verzeihung. Ich habe auch verziehen. Für mich ist das kein Grund mehr, ihn umzubringen!"
"Frau Yamazaki, momentan sind Sie dadurch die Hauptverdächtige, da Ihr Alibi noch nicht bestätigt wurde."
"Ich bin die Hauptverdächtige? Ich habe keinen Grund, ihn umzubringen, im Gegensatz zu ihm und ihr!" Sie zeigte zuerst auf ihren Sohn und dann auf ihre Schwägerin.
Die Blicke fallen auf den Sohn und die Schwester des Opfers.
"Ich habe auch keinen Grund, ihn umzubringen!", rief der Sohn.
"Und was ist mit den Hassgefühlen, die du immer hattest, weil dein Vater deinen Weg nicht akzeptiert hat?"
Ein wildes Hin und Her der Anschuldigungen fielen.
"Ja, mein Vater hat mein Leben nicht akzeptiert, wie ich es wollte. Ich habe gegen seinen Willen Architektur studiert, weil ich es liebte. Er wollte immer, dass ich nach seiner Nase tanze! Ich hab mir immer nur ein 'Gut gemacht' von ihm gewünscht, stattdessen habe ich mir anhören müssen, dass ich nutzlos und eigensinnig wäre!"
Die Motive häuften sich und nun war auch der Sohn einer der Hauptverdächtigen.
"Ich verdiene schon mein eigenes Geld. Ich wohne nur hier, weil meine Mutter es so wollte! Aber Sie! Sie hat das größte Motiv!" Der Sohn zeigte auf seine Tante.
Schockiert wies sie alle Anschuldigungen von sich.
"Ach, gib's doch zu! Du hast ihn ermordet, weil du immer dachtest, dass du nichts vom Erbe sehen würdest! Ich habe dich immer wieder nachts telefonieren hören. Immer ging es um Geld! Da würde dir das Erbe doch bei einem plötzlichen Tod von Vater doch sehr gelegen kommen!"
Empört über die Worte ihres Neffen, rechtfertigte sie sich.
"Mein Restaurant läuft gut. Ich habe nicht die geringsten Probleme mit Geld. Ich hab alles, was ich brauche. Ja, ich habe auch Angst, dass ich nicht im Testament stehe, das heißt aber noch lange nicht, dass ich ihn deswegen umbringen würde!"
"Meine Damen und Herren, beruhigen Sie sich. Es hat keinen Sinn, wenn wir uns hier alle anschreien!" Takagi versuchte, die Verdächtigen zu beruhigen, was mehr schlecht als recht klappte.


Kapitel 7


Conan fand, dass der Fall so langsam Fahrt aufnahm. Welche Wendungen würden wohl noch auf ihn warten? „Wir müssten einfach das Testament finden, dann wissen wir, wie es aussieht!“, empörte sich der Sohn des Opfers, Kazuyo Yamazaki. „Schau mich nicht so an!“, meinte die Schwester, Kisara, als sein Blick auf sie fiel. „Woher soll ich wissen, wo der Typ das rumliegen hatte?“ Einzig Yuno schien durch die vorige Auseinandersetzung mittlerweile kraftlos zu sein. „Ist doch klar, der Klassiker: hinter einem der Wandgemälde.“ Sie lächelte schwach. „Er war ein begeisterter Fan eben dieses Künstlers. Conan starrte auf die Bilder. Er grinste verschmitzt. Erst neulich konnte er die Originale im Museum bestaunen.


Kapitel 8


Inspektor Takagi ging Bild für Bild ab und schaute hinter diese. „Kommissar Megure! Ich habe den Tresor gefunden!“ Inspektor Takagi hing das Bild hinter dem Schreibtisch ab, während sich Kommissar Megure und Kogoro ihm näherten. „Dann schauen wir doch einmal…“, meinte Megure, als er direkt davor stand. „… Sie haben nicht zufälligerweise die Kombination des Safes?“, sprach er Frau Yuno Yamazaki an. „Doch, mein Mann hat sich sicherlich hier irgendwo eine Notiz gemacht…“ Sie öffnete die Schreibtischschublade mit ihrer linken Hand und nahm einen Zettel hinaus, nachdem sie kurz in der Schublade danach suchte. „Hier, bitte schön!“


Kapitel 9


Der Tresor wurde geöffnet und zuerst fand man nur ein paar kleine Bücher und Schachteln. Zwar waren Dokumente vorhanden, aber nichts, was nach einem Testament aussah. Auch nach ein wenig kramen und herausholen des Inhalts, wurde kein Testament gefunden. Die Verdächtigen sowie Beamten waren verzweifelt. Conan grübelte.
"Es ist das letzte Detail, was noch aussteht. Es muss doch ein Testament geben. Und das bewahrt man eben in einem Tresor auf."
Conan durchsuchte noch einmal den Tresor, indem er sich einen Stuhl schnappte, sich draufstellte und in allen Ecken nach einem doppelten Boden suchte. Fehlanzeige.
"Conan, was machst du denn schon wieder!", rief Ran und holte ihn vom Stuhl herunter. "Du sollst doch nicht immer herumschnüffeln. Sonst wird Paps noch böse."
Getragen von Ran fühlte sich Conan sichtlich unwohl, doch als er in den Bücherregalen etwas entdeckte, strampelte er mit den Beinen und Armen, wobei Ran ihn loslassen musste. Er rannte sofort zum Regal und schaute es sich genau an. Dort, wo er auch das Foto gefunden hatte.
"Irgendwas an diesem Regal ist ungewöhnlich." Er drehte sich um und ging dann ein paar Schritte in die Richtung des Schreibtisches und langsam erkannte er ein Muster.
"Sagen Sie, Frau Yamazaki, hatte Ihr Mann die Regale selbst eingeräumt?" fragte Conan mit einem kindlichen Lächeln.
Sichtlich verwirrt beantwortete die Gefragte mit einem Ja und zeigte auf das Regal, in dem sich seine Lieblingsbücher befanden. Das Regal, vor dem Conan gerade noch gestanden hatte.
Ihm ging ein Geistesblitz auf und er bedankte sich. Er setzte sich kurz darauf in den Schreibtischsessel, doch er war zu klein, weswegen er sich hinstellte. Nun hatte er direkten Blick auf das Regal und auf eine Reihe. Eine Buchreihe. Doch... eine Ausgabe fehlte.
Er ging nochmals zum Tresor und suchte nach einem Buch, welches in der Reihe fehlte und Volltreffer!
Er drehte das Buch mit dem Rücken nach oben und schüttelte es ein wenig.
Kogoro hatte erst jetzt mitbekommen, dass Conan sich an den Sachen im Tresor zu schaffen machte und rannte brüllend auf ihn zu.
"Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du nicht herumschnüffeln sollst, du kleiner Bengel!"
Conan bückte sich, um das herausgefallene, zusammengefaltene Papierstück aufzuheben und prompt verfehlte Kogoro den kleinen Detektiv. Er prallte gegen den massiven Schreibtisch und war kurz außer Gefecht.
Megure rannte auf Conan zu und blieb vor ihm stehen, als Conan ihm das Schriftstück entgegenstreckte. "Das Testament, Herr Kommissar!"
Alle Anwesenden waren überrascht, doch schnell ging man wieder zum Eigentlichen über.
"Es stimmt... Das ist das Testament vom Opfer!"
"Das kann nicht sein, geben sie mir es mal!" Die Ehefrau ging auf den Kommissar zu und wollte es ihm gerade aus der Hand reißen, da schnappte es sich Conan und flitzte durch den Raum, bevor er begann, es vorzulesen.
"Ich, Akio Yamazaki, möchte mein Vermächtnis, mein Geld und meine Besitztümer gerecht aufteilen. Ich habe lange überlegt, was ich nach meinem Tod wem vermache, doch zunehmend ist mir klar geworden, dass nicht das Erbe in der Familie für eine bessere Welt sorge, sondern viele Menschen mit einem Ziel, die Welt zu verändern. Also habe ich mich entschieden, mein Vermögen in drei Teile zu teilen. Ein Teil soll in die Forschung für Krebs fließen. Der zweite Teil soll in den Tierschutz fließen. Und der letzte Teil soll dafür sein, Menschen ohne Dach über dem Kopf eine Zukunft zu ermöglichen. Ich habe mich selbst von ganz unten so weit hoch gearbeitet. Ich finde es nur fair, wenn diese Menschen auch eine Chance bekommen. Ich hoffe, es hilft der Welt, ein besserer Ort zu werden. Unterschrift, Yamazaki."
"Das hat er sich gerade doch alles aus den Fingern gezogen!", rief der Sohn und war verärgert, dass Conan die Frechheit besaß, überhaupt das Testament vorzulesen. "Das kann nicht da drin stehen! Das muss eine Fälschung sein!", rief die Schwester dazwischen.
Megure nahm das Schriftstück an sich und prüfte es. Conan kam ihm zuvor.
"Da kann ich Ihnen widersprechen. Dies ist ein Original und die Unterschrift mit Stempel ist auch von ihm selbst draufgeschrieben worden. Wenn ich mir die Unterschrift und den Stempel vom anderen Schriftstück ansehe, kann dies keine Fälschung sein, Kommissar."
Megure schaute nochmals drauf und blinzelte kurz. "Genau das hätte ich auch gesagt."
"Bitte begeben Sie sich ins Wohnzimmer. Mori? Bleiben Sie mal bitte hier, wir hätten etwas zu besprechen", ordnete Takagi an.
Conan blieb da stehen und wollte hören, was die Polizisten besprachen, doch Ran nahm ihn plötzlich auf den Arm.
"Hey, was soll das?!"
"Du hast doch gehört... Wir sollen ins Wohnzimmer." Ran lächelte verschmitzt, doch Conan wehrte sich.
"Ich will aber mithören."
Leider brachte es rein gar nichts. "Na toll, immer behandelt sie mich wie ein Kind." Conan schmollte.


Kapitel 10


Ran zog Conan mit ins Wohnzimmer, wo die drei Verdächtigen bereits warteten. Während sich die Ehefrau, Yuno Yakamazi, aufs Sofa gesetzt hat und nebenbei den Fernseher eingeschaltet hat, lehnte sich die Kisara ans Fenstersims und der Sohn hektisch im Zimmer auf und ab ging.
Conan versuchte noch, an der Tür zu horchen, jedoch konnte er kein Wort verstehen, was da drin gesprochen wurde, denn die Nachrichtensendung im Fernseher übertönte einfach alles.
„Heute Morgen in der Früh fand der große 24-Stunden-Shopping Marathon in der Innenstadt mit einem gewaltigen, farbenfrohen Feuerwerk seinen Abschluss. Die Geschäfte machten einen Umsatzrekord, der in die Geschichtsbücher eingehen könnte! So voll wie in den letzten Stunden sah man Tokio wahrlich noch nie. Und nun gebe ich das Wort weiter an Frau Nogizaka mit dem Wetter.“
Nun gab Conan enttäuscht auf und setzte sich zu Ran aufs Sofa und grübelte über den Fall, während er mit halbem Ohr dem Fernseher zuhörte. Wie das Opfer ermordet wurde, hat er mittlerweile schon herausgefunden, aber wer war bloß der Mörder?
Conans Gedanken wurden vom Fernseher unterbrochen: „…wird es bis morgen in Izu größtenteils bewölkt sein. Am Notoro-See hingegen wird der Dauerregen, der seit gestern Mittag herrscht und bereits einen Erdrutsch verursacht hatte, wodurch der Bishamon-do-Tempel noch einige Tage lang nicht zugänglich sein wird, noch mindestens bis Mitte Woche anhalten. Und nun weiter zum Sport.“
Conan war in Gedanken versunken. „Alle drei möglichen Täter haben doch ein Alibi“, dachte er sich. „Eines davon muss falsch sein, da bin ich mir sicher! Aber es wurden doch alle bestätigt, wie ist das denn nur möglich?“
Der Fernsehlautsprecher leierte weiter: „…wobei das Spiel der Tokio Spirits gegen Big Osaka leider nicht so glimpflich ausging. Nachdem die Spirits doch noch ihr Tor zum Sieg erzielen konnte, gab es Ausschreitungen zwischen den Fans der beiden rivalisierten Fussballclubs, zahlreiche Zuschauer wurden dabei verletzt. Der Streit konnte erst in den frühen Morgenstunden geschlichtet werden.“
Plötzlich dachte Conan noch einmal darüber nach, was er eben gehört hat, sein Gedächtnis ratterte. „Natürlich, so war es!“, rief er aus. Ihm ist der Fall nun klar, dir auch?


Auflösung


Conan beobachtete die drei Verdächtigen noch einmal genau. Natürlich, der Fall lag klar auf der Hand, nun musste der Alte nur endlich aus dem Arbeitszimmer herauskommen, damit er ihn niederstrecken konnte. Just in dem Moment ging die Tür zum Wohnzimmer auf und Kogoro stolzierte heraus. „Ich hab den Fall gelöst!“, erklärte er mit einem breiten Grinsen und stemmte seine Arme in die Hüfte. Conan war verdutzt, aber so manche – nein, eigentlich fast alle – von Kogoros Schlussfolgerungen waren falsch. Die Verdächtigen versammelten sich auf dem Sofa, während Kogoro sich vor ihnen breitbeinig aufstellte und Kommissar Megure mit ernstem Gesicht hinter ihm Stellung bezog. „Sie waren es!“, rief Kogoro und deutete mit dem Finger auf den Sohn, Kazuyo Yamazaki. Dieser erblich mit einem Schlag. „He? Nein, auf keinen Fall! Ich war doch bei dem Fußballspiel mit meinem Kumpel!“ „Was das eingeht“, ging Kommissar Megure dazwischen, „Ihr Kumpel sagte aus, er hat Sie nach dem Tor in der 78. Minute aus den Augen verloren, als die Prügelei in der Kneipe losging.“ Kazuyo Yamazaki starrte ihn fassungslos an. „Ich WAR da, ganz sicher! Die Kellnerin kann es bestimmt bestätigen!“ „Jaja, das können Sie dem Haftrichter erzählen!“, meinte Kogoro ernst und Takagi machte sich daran, dem Sohn die Handschellen anzulegen. Conan schlug sich nur mit der flachen Hand gegen den Kopf. Schnell bezog er Position und versteckte sich hinter einem Vorhang, von wo er seinen Narkosepfeil abschickte, um Kogoro in das Land der Träume zu schicken. Dieser taumelte, ging ein paar Schritte rückwärts und plumpste – welch ein Zufall! – genau in den weichen Sessel. Blitzschnell sprang Conan hinter eben diesen. „Inspektor Takagi, bitte warten Sie einen Moment.“ Takagi verharrte und Megure verdrehte nur die Augen. „Was ist, werter Kollege, haben Sie sich mal wieder umentschieden?“, fragte Kommissar Megure. „Kann man so sagen“, meinte Kogoro. „Eigentlich wollte ich ja nur wissen, ob meine liebe Tochter vorhin bei der Nachrichtensendung aufgepasst hat, um den wahren Täter zu finden.“ Alle Augen blickten auf Ran. Diese errötete. „Aber Paps, wieso denn ich?“ „Mausebein, du wirst doch wohl aufgepasst haben. Conan sagte mir, da waren einige interessante Infos dabei und ich würde dich bitten wollen, diese für uns zusammenzufassen!“ Ran strich ihr Oberteil glatt und setzte dann eine ernste Miene auf. „Natürlich, ich tue, was ich kann! ... Also zuerst hat es geheißen, dass ein großer Shopping-Marathon in Tokio stattgefunden hatte. Das war es wohl, an dem Frau Yamazaki teilgenommen hatte.“ Frau Yuno Yamazaki nickte eifrig. „In den Sportnachrichten hieß es, dass durch eine Schlägerei alles zum Erliegen kam und es Verletzte gab. Erst in den frühen Morgenstunden konnte der Streit geschlichtet werden“, überlegte Ran weiter. „Genau! Und da war ich dabei!“, rief der Sohn hastig dazwischen. „Das kann ja jeder behaupten“, rief da seine Tante Kisara Yamazaki rein. „Und das Wetter wurde auch noch erwähnt. Und zwar hieß es, dass durch starken Dauerregen am Notoro-See der Bishamon-do-Tempel momentan gesperrt ist... Moment!“ Ran blickte erstaunt zu Frau Kisara Yamazaki, die plötzlich ganz stumm geworden ist. „Wenn der Tempel aufgrund des Dauerregens schon seit einem Tag gesperrt ist, wie kann sie denn da gewesen sein? Und wie entstand dann das Foto?“ Hier ergriff wieder Kogoro das Wort. „Frau Kisara Yamazaki hat das Foto unter Garantie bereits eine Woche oder auch nur wenige Tage zuvor aufgenommen. Dann noch die gleiche Frisur und die gleiche Kleidung und das vermeintliche Alibi ist perfekt. Sie hatte ja nicht ahnen können, dass ihr das Wetter einen Strich durch die Rechnung macht.“ „Und wie soll sie es angestellt haben?“, fragte Inspektor Takagi. Auch darauf wusste Conan eine Antwort: „Wir haben zwei Objekte voll mit Blut beschmiert am Tatort gefunden: eine Büste und einen Aschenbecher. Wenn Sie bedenken, dass es einen Abdruck in der Blutlache gab, die der Form der Büste entspricht, müsste Ihnen klar werden, dass die Büste – vermutlich durch einen Kampf schon bevor das Blut auf den Boden kam, dort lag. Zudem war der Inhalt des Aschenbechers achtlos ausgeleert worden, was auf einen Tötungsdelikt im Affekt schliessen lässt.“ Frau Kisara Yamazaki hatte sich mittlerweile immer weiter zurückgezogen, doch Kommissar Megure war schon bei ihr. „Selbst, wenn ihr Neffe nicht in die Schlägerei verwickelt war, ist ihr Alibi erst recht hinten und vorne unstimmig. Sie werden mit auf das Revier genommen!“ In diesem Moment kamen Kisara die Tränen. „Er hatte es nicht anders verdient! Er wollte mich nicht unterstützen, dabei war er doch mein großer Bruder. In einer Familie hält man doch zusammen! Was soll denn das alles, ich bin so enttäuscht von ihm!“ Sie schlug sich die Hände vor das Gesicht. „Sie waren wohl eher von ihm enttäuscht. Und was glauben Sie, wie er nun dort oben von Ihnen denkt!“, meinte Kommissar Megure und Takagi legte ihr Handschellen an. Die Ehefrau und der Sohn beobachteten die Szenerie stumm, als ihre Schwägerin bzw. Tante abgeführt wurde. Conan blickte ihr noch lange hinterher und erwachte erst wieder aus seiner Starre, als er Ran hinter sich hörte. „Paps, wach auf, der Fall ist gelöst, wir müssen jetzt ins Tropical Land!“ Conan grinste nur und dachte sich: ‚Das mit dem Tropical Land können wir für heute wohl vergessen’.

ENDE